Archiv der Kategorie: Völkische Szene

Aktion Hermannsland – Aktivitäten nach der Scheinauflösung

01.05.25, Suhl: Neonaziaufmarsch organsiert von „Der Dritte Weg“. Mit dabei, mit fünf Personen, die Aktion Hermannsland in weißen Hemden. V.l.n.r.: Dennis Hopp, unbek., unbek., Justin Steiger, Lennard Sanner (Quelle: Pixelarchiv)

Während der Corona-Pandemie versuchen Neonazis gezielt, in der Bewegung der Coronaleugner*innen und Verschwörungsgläubigen neue Interessierte für ihre Gruppierungen zu gewinnen. Sie wittern in der Verunsicherung und Unzufriedenheit bestimmter Bevölkerungsanteile einen idealen Nährboden für neonazistische Agitation. So auch in Ostwestfalen. 2021 tritt eine neue Neonazi-Gruppe mit dem Namen „Aktion Hermannsland“ bei instagram, telegram und später auch tiktok in Erscheinung. Angeführt von Lennard Sanner und seiner Partnerin Ann-Marie Diedrichs aus Horn-Bad Meinberg sammelt sich hier eine einstellige Zahl junger Neonazis aus dem lippischen Umland um Detmold. Die Gruppe kann dem Spektrum der Jungen Nationalisten (JN), der Nachwuchsorganisation der Partei Die Heimat (vormals NPD), zugeordnet werden. Zu den öffentlichen Aktionsformen gehörten vor allem die Inszenierung von Videos für die Social-Media-Kanäle der Gruppe. Dabei griff die Gruppe wiederholt zu Störaktionen gegen linke, antirassistische und prodemokratische Kundgebungen in Detmold und Horn. Bei den entsprechenden Aktionen entrollte die Gruppe Banner mit rassistischen und queerfeindlichen Parolen. Im September 2024 führte die Aktion Hermannsland eine gemeinsame Aktion mit der Gruppe Freischar Westfalen um Daniel Kokott durch, deren Ziel die Verbreitung rassistischer und völkischer Narrative war. Am 12.11.24 fanden bei Sanner und Diedrichs in Horn-Bad Meinberg eine Hausdurchsuchung statt. Zeitgleich fanden auch bei Daniel Kokott (Freischar Westfalen) in Leopoldshöhe, Dario Voss in Bielefeld (Westfalens Erben, Ableger der Identitären Bewegung) und bei einer weiteren Person in Lage Hausdurchsuchungen statt. Gefunden wurden u.a. Schreckschusswaffen, Messer und ein Luftgewehr. Kurz darauf, am 18.11.24, verkündete die Aktion Hermannsland auf TikTok ihre Auflösung. Auflösungserklärungen sind eine beliebte Strategie in der Neonazi-Szene, um staatlichen Repressionen zu entgehen. In aller Regel werden nach der Auflösungsverkündung die Gruppenaktivitäten unter einem neuen Namen oder aber ohne eine öffentliche Namensnennung fortgesetzt. So auch bei der Aktion Hermannsland.

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„Die Sturmjugend eines Volkes“ – Völkische Familienbanden in OWL

Braune Schatten ziehen seit Jahrzehnten über das behütet anmutende ostwestfälische Hinterland. In völkischen Familienverbänden, sogenannten Sippen, wird hier – von den Behörden ungestört – eine nationalsozialistisch geprägte Erziehung von Generation zu Generation weitergegeben. Das Ergebnis ist eine junge, ideologisch geschulte und gewaltbereite Generation von Neonazis.

Bereits seit drei Generationen ist die „Sippe“ Ulrich aus Detmold-Berlebeck in der völkisch-neonazistischen Szene aktiv. Großvater Günter Ulrich saß im Schiedsgericht der Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e. V. Bis zum Verbot der Wiking-Jugend (WJ) im Jahr 1994 leitete sein Sohn Gerd Ulrich den Gau Westfalen der WJ. Viele der Funktionär*innen und Familien, die zuvor in der WJ aktiv waren, fanden in der Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) eine neue Struktur. Auch in Ostwestfalen war dies der Fall. Wie der internen Zeitung Funkenflug der HDJ zu entnehmen war, wurde Gerd Ulrich Führer der im März 2005 gegründeten Einheit Hermannsland. Gemeinsam mit seiner Frau Anna-Maria Ulrich ist Gerd Ulrich bis heute in die völkisch-neonazistische Indoktrination von Kindern eingebunden.

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