Rückblick Neonazi-Aufmarsch am 24.05.25 in Bielefeld

24.05.25, Bielefeld: Daniel Kokott (links) begrüßt Einen der wenigen Teilnehmer*innen (Quelle: Nico Kuhn)
24.05.25, Bielefeld: ankommende Teilnehmer*innen werden beklatscht, rechts eine Person vom DST (Quelle: Nico Kuhn)

Am 17.05.25 wurde in Bielefeld an der Bar Cutie ein Anschlag auf dort feiernde Menschen verübt. Sechs Menschen wurden mit Stichwaffen verletzt, vier von ihnen schwer. Nur durch das entschiedene Eingreifen einiger der dort Feiernden konnte weitere Verletzte und mögliche Tote verhindert werden. Die eingreifende Person wurde lebensgefährlich verwundet. Glücklicherweise befinden sich alle Verletzten mittlerweile nicht mehr in Lebensgefahr und auf dem Weg der Gesundung. Da der Täter als syrischer Geflüchteter identifiziert wurde, lies die rechte Vereinnahmung der Tat nicht lang auf sich warten. Auch von neonazistischer Seite wurde die Tat für ihre Zwecke instrumentalisiert und so wurde für den 24.05.25 eine Neonazi-Demo in Bielefeld angemeldet. Unter dem Motto „Innere Sicherheit durch geschlossene Grenzen und Remigration“ riefen die Neonazi-Gruppe „Der Störtrupp“ (DST) und der Neonazi Daniel Kokott aus Leopoldshöhe auf 12 Uhr an den Bielefelder Hauptbahnhof auf. Dem Aufruf folgten nur 39 Neonazis und Nationalist*innen, der Aufzug geriet zur peinlichen Lachnummer.

24.05.25, Bielefeld: die anfänglich kanpp 20 Teilnehmer*innen lauschen den Begrüßungsworten von Daniel Kokott (Quelle: Doku Netzwerk OWL)

Der Gegenprotest übertraf den rechten Kleinaufmarsch um ein Vielfaches. Während des gesamten Aufzuges waren die Neonazis und Nationalist*innen mit antifaschistischen Interventionen konfrontiert. Nachdem Kokott schon am 17.05. in Herford wenig Erfolg für sich verbuchen konnte, geriet sein neuer Versuch zur kompletten Farce.

24.05.25, Bielefeld: rechts Transparent des von Daniel Kokott mit gegründeten „Bündnis gegen links“ und daneben die von ihm mitinitiierte Gruppe „Enkel gegen links“ (Quelle: Doku Netzwerk OWL)

Gegen 12 Uhr fanden sich zunächst circa 20 Rechte hinter einer Dönerbude am Bahnhof ein. Von der mitorganisierenden Gruppe DST ließ sich nur eine (kleine) Handvoll Neonazis sehen.Aus der lokalen organisierten Neonazi-Szene kam keine einzige Person. Unter den Teilnehmenden fanden sich Einzelpersonen aus der lokalen verschwörungsideologischen Szene, die in der Vergangenheit an den Demos der rechten Gruppe „Bielefeld steht auf“ (BSA) teilnahmen. Eine Kleingruppe Jugendlicher und junger Erwachsener posierten mit selbst beschrifteten „Enkel gegen links“-Deutschlandflaggen. Die Kleingruppe „Enkel gegen links“ ist aus der Gruppe „Bielefeld steht auf“ entstanden. Kokott nutzt hier seinen Status in der lokalen verschwörungsideologischen Szene, um junge, teils minderjährige Personen für die rechte Szene zu gewinnen. Aus Bielefeld- Brackwede nahmen Thomas Anders und Jana Lange an der Neonazi-Demo teil. Das Pärchen, das in der Freizeit bei den „Dartfreunden Bielefeld“ (DFB) aktiv ist, nahm wiederholt an rechten Versammlungen, die von Kokott organisiert wurden, teil. So zum Beispiel an einer rassistischen Kundgebung in Horn am 27.10.24, die Kokott unter dem Label „Heimat erhalten“ mit der AfD Lippe veranstaltete. Thomas Anders begleitete Kokott zu mehreren rechten Aufmärschen in diesem Jahr, zum Beispiel am 22.02.25 in Aschaffenburg und am 22.03.25 in Stuttgart.

Bild oben + unten: Jana Lange und Thomas Anders aus Bielefeld (Quelle: Nico Kuhn)

Kokott war die geringe Anzahl der Teilnehmenden sichtlich unangenehm. In seinem kurzen und schlecht improvisierten Eröffnungsredebeitrag kündigte er dann an, auf eine weitere Gruppe Neonazis warten zu wollen, die extra aus Nürnberg anreisten. Gut anderthalb Stunden nach Beginn der rechten Veranstaltung trafen dann 10 Neonazis aus dem Umfeld der Gruppe „Deutsche Patrioten / Franken Revolte“ (Nürnberg) ein. Die Route der Neonazis führte dann einmal um die Stadthalle, welche direkt am Bahnhof gelegen ist und war entsprechend schon nach knapp 30 Minuten an ihrem Ende angelangt. Zahlreiche Antifaschist*innen zeigten den Rechten am Rand der Demo, dass Neonazis, Nationalist*innen und rechte Verschwörungsgläubige in Bielefeld unerwünscht sind.