Freischar Westfalen – Rechte Aktivisten aus OWL eifern Identitärer Bewegung nach

Instagram-Account der Freischar Westfalen

Am 15.09.2024 führen sechs rechte Aktivisten in Herford eine rassistische Banneraktion durch. Sie positionieren sich auf dem Banner gegen eine vielfältige und diverse Gesellschaft und stellen einen Kurzfilm ihrer Aktion auf TikTok, Instagram, X (früher Twitter) und Telegram. Die Gruppe nennt sich Freischar Westfalen. Die Polizei ermittelt wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz sowie gegen das Sprengstoffgesetz. Es ist nicht die erste Aktion dieser rechten Kleingruppe, ihre Aktionen laufen immer nach dem gleichen Schema ab. Es geht offenkundig um die Verbreitung rassistischer und queerfeindlicher Positionen. Insgesamt wurden innerhalb der letzten vier Monate sieben Videos von der Gruppe produziert und veröffentlicht. Die Polizei kann zu den Tätern keine näheren Angaben machen. Zeit zu fragen: Wer steckt hinter der Freischar Westfalen?

Freischar Westfalen – Aktionismus für das Internet

Der Name Freischar Westfalen orientiert sich an den nationalistischen und protofaschistischen Freischärler und Freikorps der 1920er Jahre in Deutschland. Nach dem ersten Weltkrieg kämpften die paramilitärischen Freikorps-Einheiten im Auftrag der Reichsregierung insbesondere gegen linke, kommunistische und anarchistische Bewegungen und Aufstände in Deutschland und wurden auch zur Sicherung der Ostgrenzen eingesetzt. Sie zeichneten sich durch ein hohes Maß an Nationalismus, Militarismus und Antisemitismus aus und waren für eine große Zahl politischer Morde verantwortlich. Zu den bekanntesten Mordopfern der Freikorps zählen Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Matthias Erzberger und Walther Rathenau. Zwischen 1918 und 1922 wurden mindestens 354 Menschen durch Mitglieder der Freikorps ermordet. Viele spätere ranghohe NS-Täter waren in Freikorps-Gruppen organisiert. An diese historischen Vorbilder reicht die rechte Kleingruppe weder in Organisation noch in Form heran. Die Namenswahl zeigt die politische Gesinnung der Gruppenverantwortlichen, sowie ein gehöriges Maß an mangelndem Geschichtsbewusstsein und Selbsteinschätzung. Nach Eigenangaben möchte die Freischar Westfalen für die „Bewahrung deutscher Werte, Heimat und Kultur antreten“, in der Praxis bedeutet dies die Produktion von Kurzvideos zur rassistischen und LGBTIQA+feindlichen Agitation. Sieben Videos hat die Kleingruppe seit Mai 2024 produziert, immer in Reaktion auf Ereignisse, die in rechten Social Media-Blasen besonders heiß diskutiert wurden. An den Aktionen beteiligten sich jeweils zwischen drei und sechs Personen. Bei den ersten 3 Aktionen brachten die Freischar-Mitglieder Banner an Brücken im Bielefelder Stadtgebiet an und entzündeten zur Erhöhung der Dramaturgie Rauchfackeln.

Am 23.05.24 teilte die Gruppe auf Telegram ein Kurzvideo mit dem Banner „Deutschland ist Heimat“. Damit griff die Freischar Westfalen ein Vorkommnis an einer Schule in Mecklenburg-Vorpommern im März diesen Jahres auf, welches in rechten alternativen Medien und Social Media in hohem Maß verzerrt und fehl dargestellt wurde.

Daniel Kokott (rechts) mit seinem Sohn Conner und den handsignierten Stolzmonat-Kampagnen-Shirts von Maximilian Krah

Einen Monat später folgte am 23.06.24 eine Banneraktion zu der in rechten Kreisen zelebrierten queerfeindlichen „Stolzmonat“-Kampagne. Seit 2023 versuchen rechte Akteur*innen, gegen die zunehmende Sichtbarkeit von queeren Menschen und das Bekenntnis zur Unterstützung von LGBTIQA+ durch Institutionen und Unternehmen, zu agitieren. Queerfeindlichkeit und Antifeminismus sind ideologische Bindeglieder zwischen konservativen, religiös-fundamentalistischen Kreisen über die AfD bis hin zu organisierten Neonazis. 2024 nutzte der ehemalige AfD-Spitzenkandidat Maximilian Krah die „Stolzmonat“-Kampagne, um die queerfeindlichen Inhalte der AfD und ihrer Vorfeldorganisationen dominant in den sozialen Medien zu platzieren. Er versprach seinen follower*innen, wenn sie entsprechende Inhalte erzeugen und teilen, ein von ihm signiertes Deutschlandtrikot mit dem einschlägigen Stolzmonat-Farbverlauf. Auch die Freischar Westfalen erhielt entsprechende Trikots, wie die Gruppe stolz auf X und TikTok präsentierte. „Hier stellvertretend 2 für die 5 Kameraden die an der Aktion beteiligt waren.“ steht neben dem Bild. Darauf sind Daniel Kokott und sein 14-jähriger Sohn Conner zu erkennen. In dem zugehörigen Video sieht man, wie Conner das Banner mitanbringt und anschließend eine Rauchfackel entzündet, um für die Aufnahme zu posieren.Die Stolzmonat-Aktion der Freischar ist nicht die einzige, an der Kokott seinen 14-jährigen Sohn beteiligt hat. Auch beieiner Solidaritätsaktion für das rechtsnationalistische, verschwörungsideologische Compact-Magazin am 27.07.24übernahm Conner die gleichen Aufgaben.

Michael Sahm, sachkundiger Bürger der AfD Bielefeld, Quelle: https://afd-bielefeld.de/afd-im-rat/sachkundige-buerger/

Nach den rassistischen Ausschreitungen in Großbritannien im Sommer diesen Jahres solidarisierte sich die Freischar Westfalen und veröffentlichten am 17.08.24 ein entsprechendes Video. Auf dem Video sind Daniel Kokott und Michael Sahm zu sehen, wie sie Plakate der „Action Radar Europe“- einer 2023 gegründeten Plattform der Identitären Bewegung, die entsprechende Aktionen und Gruppen europaweit vorstellen und vernetzen soll – im Bielefelder Stadtgebiet anbringen. Michael Sahm ist Mitglied der AfD Bielefeld und für diese als „sachkundiger Bürger“ im Anregungs- und Beschwerdeausschuss der Stadt Bielefeld. Seit Monaten ist Sahm auch bei den Demos der rechten Gruppe „Bielefeld steht auf“ anzutreffen. Er war auch an der Solidaritätsaktion für das Compact-Magazin im Juli beteiligt.

27.07.24, „Bielefeld steht auf“: Michael Sahm rechts am Transparent, links daneben Florian Rust

Sahm beteiligte sich ebenfalls an einer Banneraktion am 25.08.24 in Reaktion auf das Attentat in Solingen. Fünf Personen, darunter Kokott und Sahm, brachten ein Banner mit der Aufschrift „Vielfalt = #Solingen Sichere Heimat statt sicherer Hafen #Remigration“ am Bielefelder Rathaus an und entzündeten Rauchfackeln. Damit positioniert sich die Gruppe gegen den Beschluss der Stadt Bielefeld vom November 2019, in dem Stadtrat sich solidarisch mit Geflüchteten und eine erhöhte Aufnahmebereitschaft und setzt gesellschaftliche Vielfalt und Diversität mit Terrorismus gleich.

Gemeinsame Aktion der Freischar Westfalen mit der Aktion Hermannsland. Beim gemeinsamen Handshake, Daniel Kokott (links) und Lennard Sanner (rechts)

Am 12.09.24 führte die Freischar Westfalen eine gemeinsame Aktion mit der Neonazi-Gruppe Aktion Hermannsland durch. Die Aktion Hermannsland wurde 2021 gegründet und wird von dem Neonazi Lennard Sanner (Horn-Bad Meinberg) angeführt. Auch seine Partnerin Ann-Marie Diedrichs, ist in der Gruppe aktiv. In den letzten Monaten fiel die Gruppe immer wieder durch Störversuche bei Kundgebungen gegen rechts in Detmold und Horn auf. In dem gemeinsamen Video posieren 5 Personen für die Freischar Westfalen und 5 Personen für die Aktion Hermannsland. Auf dem Banner und in dem veröffentlichten Beitext beziehen sich die Gruppen auf die Schlacht am Kahlenberg 1683, bei der die zweite osmanische Belagerung Wiens beendet wurde. Die IB Österreich nutzt das Datum des historischen Ereignisses über Jahre, um in Wien einen Fackelmarsch abzuhalten. In dem Beitext der Freischar Westfalen steht: „Heute, 341 Jahre später, steht der islamische Einfluss wieder vor den Toren Europas! Damals wie heute leisten wir Widerstand.“

Deportations-Fantasien der Freischar Wesfalen

Sie greifen die in neonazistischen und neurechten Kreisen virulente Erzählung einer drohenden Islamisierung Deutschlands auf und inszenieren sich als Verteidiger vor einer (ausgedachten) Gefahr.Auch hier war Conner Kokott teil der Inszenierung. Kokott nimmt sein minderjähriges Kind also mit zu unangemeldeten, illegalen Aktionen, bei denen die Verbreitung von Queerfeindlichkeit und Rassismus die erklärten Zielesind. Und er bringt seinen Nachwuchs gezielt mit gewaltbereiten Neonazis zusammen.

Im Fall der letzten Aktion der Freischar Westfalen vom 15.09.2024 in Herford ermittelt mittlerweile die Polizei wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz sowie gegen das Sprengstoffgesetz. Erneut setzte die Feischar Westfalen gesellschaftliche Vielfalt in rassistischer Manier mit Gewalt gleich. In einer Pressemitteilung schreibt die Freischar dazu: „Wir lehnen diese, eure Vielfalt ab. Sie ist keine Bereicherung, sondern eine Gefahr für unsere Gesellschaft.“

Wer ist Daniel Kokott?

Daniel Kokott im Shirt der „Identitären Bewegung“ bei „Bielefeld steht auf“

Daniel Kokott lebt mit seiner Familie in Leopoldshöhe. Seit dreieinhalb Jahren ist er Teil der rechten verschwörungsideologischen Gruppe „Bielefeld steht auf“, für welche er bei Telegram auch als Admin fungiert und deren Social Media-Auftritte er bespielt. „Bielefeld steht auf“ (BSA) ist eine verschwörungsideologische Gruppe, die seit März 2021 Demos in Bielefeld organisiert. Gestartet hat BSA, wie viele ähnliche Gruppen bundesweit zu dieser Zeit, als Zusammenschluss von Coronaleugner*innen und anderweitig Verschwörungsgläubigen. Von Beginn waren AfDler, Neonazis und Reichsbürger*innen immer wieder Teil der BSA-Demos. Seit der Aufhebung der Coronaschutzmaßnahmen haben die BSA-Demos massiv an Zulauf verloren, es fehlen neue thematische Aufhänger, um neue Leute zu interessieren. Dabei verschiebt sich der inhaltliche Schwerpunkt der Gruppe zunehmend auf Hetze und Propaganda gegen Muslim*innen, Geflüchtete, Politiker*innen der etablierten Parteien und die LGBTIQ+Community. Daran hat Daniel Kokott einen entscheidenden Anteil. Als Admin kontrolliert er den Telegramchat der BSA-Gruppe, entscheidet, welche Äußerungen zum Auschluss von Chat-Mitgliedern führen und welche Inhalte geteilt werden. So werden Mitglieder, die sich kritisch zu rassistischen und nationalistischen Posts äußern, direkt aus der Gruppe verwiesen. Kokott duldet nur rechte und rechtsoffene Mitglieder und Inhalte.

Daniel Kokott, mit „White Boy Summer“ – Shirt

Bei der Plattform X (früher twitter) schreibt Kokott auf dem offiziellen BSA-Account „Nur millionenfache Remigration kann unsere Straßen wieder sicher machen.“ (12.06.24) und greift damit den zentraken Inhalt des Potsdam-Treffens auf. Bei Telegram schreibt er, er wünsche sich eine Gesellschaft ohne Muslim*innen und jede Abschiebung sei eine Rettung für Deutschland. Bei den BSA-Demos betreut Kokott den Tisch mit Stickern und Flyern. Zu finden sind hier neben Anti-Impfmotiven, AfD-Werbematerial, Sticker für die Mobilisierung zum jährlichen Neonaziaufmarsch in Dresden (beziehbar über den Onlinehandel der NPD/Die Heimat), Sticker gegen LGBTIQ+ und Werbematerial des „Bündnis gegen Links“. Das „Bündnis gegen Links“ hat sich als eine Mini-Splittergruppe aus BSA entwickelt in direkter Reaktion auf die Großdemonstrationen gegen rechts, die im Februar bundesweit nach den correctiv-Recherchen zum Potsdam-Treffen stattfanden. Hauptverantwortlich sind BSA-Mitglied Andi und Daniel Kokott.

Andi vom „Bündnis gegen links“ bei „Bielefeld steht auf“

Auf den BSA-Demos und auch anderen Demos der verschwörungsideologischen Szene wie z.B. in Bad Oeynhausen laufen Andi und Daniel Kokott in Shirts der Identitären Bewegung (IB), schreien Parolen der IB und anderer Neonazi-Gruppen in ihre Megafone und tragen ein Banner mit der Großaufschrift „Remigration“. Jeden Monat ziehen Kokott und seine Kameraden in dieser Manier durch Bielefeld. Im Juni unterstützten Kokott und Andi als „Bündnis gegen Links“ einen Wahlstand der AfD in der Bielefelder Innenstadt, Kokott selbst ist immer wieder bei AfD-Infoständen und -Veranstaltungen anzutreffen. Mittlerweile hat sich eine kleine Anzahl fester Unterstützer für das Bündnis gegen Links bei BSA gefunden, darunter zwei Neonazis aus Bielefeld und Mitglieder der AfD Bielefeld, Florian Rust und Michael Sahm.

Daniel Kokott zur „Schwarze Kreuze“ – Aktion bei Telegram

Aber Daniel Kokott betätigt sich nicht nur innerhalb der verschwörungsideologischen Szene, auch in der organisierten Neonazi-Szene versucht Kokott, sich anzubiedern und Verbündete zu finden. Im Jahr 2022 beteiligt sich Kokott an der Neonazi-Aktion „Schwarze Kreuze“. Bei der aus dem Spektrum der Jungen Nationalisten (Jugendorganisation der Neonazi-Partei „Die Heimat“, früher NPD) jährlich organisierten „Schwarze Kreuze“-Aktion handelt es sich um eine Propaganda-Aktion, die Angst und Ablehnung gegen People of Colour und Geflüchtete erzeugen soll. Kokott beteiligte sich an der Aktion und teilte seine Holzkreuze voll Stolz mit den anderen teilnehmenden Neonazis in der entsprechenden Telegram-Gruppe.

In seiner Kleidung, den geschrienen Parolen und auch seinen geteilten Inhalten bei Telegram zeigt Kokott offen seine Bewunderung für die IB. Die IB propagiert seit Jahren den rassistischen und antisemitisch geprägten Mythos eines geplanten Bevölkerungsaustausches und versucht mittels aufmerksamkeitsheischender Aktionen, rassistische und nationalistische Postionen in den gesellschaftlichen Diskurs zu bringen. Auf Instagram folgt Kokott diversen AfD-, Junge Alternative- und auch IB-Accounts, darunter auch die IB-Gruppe „Westfalens Erben aus Bielefeld. Die propagandistischen Aktionen der IB scheinen genau Kokotts Geschmack zu treffen. In Alter, Subkultur(nicht)zugehörigkeit und auch Familienstand ist Kokott für die tatsächliche IB unattraktiv und unpassend, sodann erfand Kokott in diesem Jahr eine eigene Gruppe, die den Videos der IB nacheifert – die Freischar Westfalen. Der Name spiegelt Daniel Kokotts Begeisterung für die nationalistischen und protofaschistischen Freischärler und Freikorps der 1920er Jahre in Deutschland. So hat Kokott auch seinem Profil bei Telegram den Satz „Freikorps voran! Die Grenze brennt!“ zugefügt. Auch die Liste der Accounts, denen Daniel und die Freischar Westfalen folgen, überschneiden sich vielfach. Zahlenmäßig sieht es bei der Freischar eher dünn aus, ein möglicher Grund für die regelmäßige Beteiligung von Kokotts Sohn Conner.

29.06.24, rechte Kundgebung von „Bad Oeynhausen erhebt sich“. Mit dabei am Transparent Daniel Kokott (Mitte) und zwei namentlich noch unbekannte Personen der Freischar Westfalen

Neben den beiden Kokotts und Michael Sahm von der AfD Bielefeld lassen sich zwei weitere Personen ausmachen, die sich wiederholt an den Aktionen der Freischar Westfalen beteiligt haben. Beide sind regelmäßig bei „Bielefeld steht auf“ und darüber hinaus als Neonazis einzuschätzen. Bei einer rassistisch motivierten Mahnwache in Bad Oeynhausen am 29.06.24 (organisiert von „Bad Oeynhausen erhebt sich“) posierten die beiden namentlich unbekannten Freischar-Aktivisten mit Daniel Kokott an einem Banner mit der Großaufschritt „Remigration“ und „Bündnis gegen Links“. An der Mahnwache nahmen auch die Neonazis der Aktion Hermannsland teil.

06.07.24, „Bielefeld steht auf“: vorne rechts unbekannte Person der Freischar Westfalen mit „The White Race“ Shirt und Preussen-Fahne

Der jüngere Neonazi geht seit April 2024 auf regionale Demos der verschwörungsideologischen Szene in Bad Oeynhausen, Detmold und Bielefeld. Wiederholt lief er in einem Shirt mit der Aufschritt „the white race“ und einer großen Preußenfahne bei BSA-Demos mit. Bei einer AfD-Demo am 17.08. in Detmold lief er in seinem von Maximilian Krah signierten Deutschland-Trikot mit. Er ist auch bei Telegram in dem neonazistischen Kanal „Total Marxist Death“ aktiv. Dort werden NS-verherrlichende Inhalte geteilt und immer wieder Videos, die den Rechtsterroristen Anders Breivik verehren und feiern.Breivik beging am 22.07.2011 Anschläge in Oslo und Utoya, bei denen 77 Menschen ermordet wurden. Auch Brenton Tarrant, der in Christchurch 51 Menschen aus antimuslimisch-rassitsicher Motivation ermordete, wird hier gefeiert. In dem Kanal wird in Videos gezielt zu Terror und tödlicher Gewalt gegen Linke, Queers, Jüd*innen und Juden und Geflüchtete aufgerufen. Antisemitismus ist hier nicht durch rechte Verschwörungsmythen verschleiert wie bei BSA, hier wird offen antisemitisch gehetzt, Auch die Videos der Freischar Westfalen werden immer wieder in dem Kanal geteilt.

03.05.24, „Bielefeld steht auf“: unbekannte Person der Freischar Westfalen (links)

07.06.24, „Bielefeld steht auf“: unbekannte Person der Freischar Westfalen (vorne rechts)

Die andere Person, die wiederholt an den Freischar Westfalen-Aktionen teilgenommen hat, besucht die BSA-Demos seit Frühjahr 2022. In den ersten Monaten besuchte der Mann immer zusammen mit dem Bielefelder Neonazi Tim Sauer (früher Die Rechte, heute Die Heimat) die Demonstrationszüge in Bielefeld. Auch an konspirativ organisierten Zusammenkünften überregionaler Neonazi-Strukturen nahm er in der Vergangenheit teil. Seit Monaten bewegt sich der Mann auf den BSA-Demos im Umfeld von Daniel Kokott und des „Bündnis gegen links“.

Das Gefährdungspotenzial der Freischar Westfalen besteht nicht in ihrer Personenanzahl, denn diese ist gering. Auch nicht in ihrer Kreativität, denn die Gruppe bedient sich ausschließlich den Ideen anderer rechtsnationalistischer Gruppen und Aktivist*innen und greift bereits durch andere gesetzte Schlagworte auf. Nichtsdestotrotz erreichen die Videos über die sozialen Netzwerke eine weite Verbreitung und tragen so zur Verbreitung menschenfeindlicher Ideologien bei. Gerade junge Menschen, die sich im Prozess der politischen Meinungsbildung befinden, sollen durch die aktionistischen Videos mit ihren simplen Botschaften angesprochen werden. In einer Zeit, in der die bürgerlichen Parteien sich gegenseitig in autoritären Gesetzesentwürfen und Maßnahmen zur Aushebelung des Grundrechts auf Asyl zu übertrumpfen ver suchen und somit die rechtsnationalistischen und rassistischen Positionen der AfD als legitim erscheinen lassen, wird aus der vielbeschworenen Mitte der Gesellschaft Rassismus und Nationalismus nichts entgegengesetzt. Wenn bürgerliche Parteien über die Abschaffung des Grundrechts auf Asyl sprechen und geschichtsvergessen die Lehren aus der Shoa mit den Füßen treten, erscheinen die Phrasen von Gruppen wie der Freischar Westfalen als legitim. Die Videos von Gruppen wie der Freischar Westfalen können Menschen, die auf der Suche nach politischer Orientierung sind, in rechte Onlineblasen und Echokammern ziehen. An Daniel Kokotts politischem Werdegang, der inzwischen sein eigenes Kind bei illegalen Aktionen mit Neonazis filmt, kann ein zu befürchtender Radikalisierungsprozess gut beschrieben werden. Wir sehen außerdem eine Zunahme rechter Gewalt bundesweit. Es kommt zu Angriffen auf People of Colour, Antifaschist*innen und Queers. Am 07.09.24 wurde ein 21-Jähriger in Preußisch-Oldendrof zusammengeschlagen und schwer verletzt, nachdem er sich in einem Bus gegen rechte Parolen ausgesprochen hatte. Bereits rechtsorientierte Menschen fühlen sich durch die Videos in ihren Ansichten bestärkt und schreiten möglicherweise im nächsten Schritt zur Tat.

Darum gilt, die Freischar Westfalen aus der Anonymität zu holen und ihren Umtrieben ein Ende zu bereiten. Die Bielefelder Stadtöffentlichkeit ist außerdem aufgefordert, die Demos von „Bielefeld steht auf“ als das zu erkennen, was sie sind: rechte Aufzüge, die Verschwörungsgläubige mit Neonazis zusammenbringen und zu einer rechten Radikalisierung beitragen.

Wenn Sie / Ihr Informationen zu den beiden namentlich unbekannten Neonazis habt – oder zu anderen rechten Aktivitäten, Gruppen oder Personen – schreibt uns gerne eine Nachricht: rk-owl@riseup.net

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